Nieder mit der Romantik

Eine Geschichte, die mir ein Bekannter mal nach einem Besuch in Afrika erzählte: Wir Europäer haben die romantische Vorstellung, wie nahe und verbunden die Beziehung zwischen afrikanischem Baby und Mutter ist, da Baby von Mutter in einem Tuch um den Bauch oder am Rücken getragen wird. Ihm erzählte eine afrikanische Mutter, wie sehr sie Europäerinnen um ihre Kinderwägen beneidet. Dieses dumme Tragetuch würde ihr noch den Rücken kaputt machen. In eine ähnliche kleine Romantikfalle sind Martin und ich getappt. In den Marschrutkas, den Minibussen muss man pro Fahrt 2 Rubel zahlen. Es ist üblich, einzusteigen, sich hinzusetzen und dem Vordermann oder –frau das Geld in die Hand zu drücken, es wird dann bis zum Fahrer vorgereicht und eventuelles Wechselgeld zurückhantiert. Martin meinte dazu, dass ihm dieser sozialer Umgang gefalle und das uns ja schon verloren ginge. Andrey erklärte mir jedoch unlängst, dass der Sitz direkt hinter dem Fahrer immer als letztes besetzt wird, da die Fahrgäste nach Möglichkeit verhindern wollen, die permanente Gelddurchreichstation zu spielen.

Das Projekt Anatol kocht legt los!

Das Projekt “Hier spricht Radio PMR – Nachrichten aus Transnistrien” ist abgeschlossen. Das Buch ist im Herbst 2007 erschienen, es folgten Radio- und Fernsehberichte, Rezensionen, Artikel und einige Theaterauftritte in Berlin. Zeit für etwas neues!

Ab heute starten wir das Projekt “Anatol kocht – ein transnistrisches Kochbuch”. Wieder begeben wir uns auf Reisen in die PMR. In den nächsten zwei Jahren ergründen wir die transnistrische Küche (und den Garten, und den Keller, und die Betriebsküche eines Gefängnisses, und die Kaviarzucht, die Ernte, die Saat, die Kogniakfabrik, den Schwarzgebrannten, das Eingemachte und vieles mehr).

Stolz sind wir, dass die Rudolf Bosch Stiftung unsere Recherchereisen über das Programm Grenzgänger finanziell unterstützt. Dies ist auch ein Kick unserer Motivation, denn die Stiftung befand, dass “Anatol kocht” ein feines Buch werden kann. An dieser Stelle werden wir über den Fortgang des Projektes berichten. Allerdings werden wir gar nicht so viel der Inhalte des Buches verraten, wir wollen euch ja nicht die Spannung nehmen. Vielmehr lassen wir euch an den leisen und lauten, den lustigen und spannenden, den berührenden und schönen Ereignissen auf dem Weg teilhaben.

Wir lesen uns in Transnistrien!