Bewässerung

Kolja und ich sind seit halb acht Uhr morgens am Erdäpfelacker vor Ciobrutschio.Rund um das Dorf haben viele Bewohner einige weitere Felder und wir sind nicht die einzigen, die auf den Feldern arbeiten. Der Nachbar hat Knoblauch, Dille, Rote Rüben und noch anderes angebaut. Auf den Feldern sind einige Brunnenlöcher, und Kolja hat eine Handpumpe mit einem acht Meter langen Schlauch mitgenommen. Wir schleppen eine benzinbetriebene Wasserpumpe hinzu und schliessen das Teil an die Handpumpe. Nach dem starten der Motorpumpe muss vorerst händisch Wasser eingepumpt werden. Dann läuft das Ding. Zuvor haben wir zwei grosse Wasserspritzen aufgestellt und mit Schläuchen verbunden. Nun beginnt die grosse Bewässerung. Für zwei Stunden werden erst mal ein Fünftel des Feldes (100 Meter lang, 30 Meter breit) so bewässert. Wir haben genug Zeit für eine Pause unter dem mitgebrachten Sonnenschirm. Heute scheint zwar die Sonne, doch sie sticht nicht wirklich. Wir essen hartgekochte Eier, weissen Speck, Frühlingszwiebel, trinken Wein aus dem Oberteil einer Plastikflasche – es ist aus wie ein Pokal. In einem Einmachglas hat Kolja Bohneneintopf mit Hendlfleisch mitgebracht. Er öffnet es mit seinen blossen Händen, wofür andere einen Schlüssel benötigen.

Bewässerungskanal am Dnjestr

In der Sowjetzeit funktionierte das ausgeklügelte Bewässerungssystem am Dnjestr perfekt. Künstliche Kanäle versorgten riesige Wasserbecken, aus denen selbstfahrende Beregnungsmaschinen mit einer Spannweite von über 100 Metern das Wasser für die Felder pumpten. Heute ist alles marrod und nichts funktioniert mehr.

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Jungknoblauch

Ende Mai muss man aus dem jungen Knoblauch den mittleren Trieb ziehen. Das macht man, um einerseits die Samenproduktion zu unterbinden, anderseits um die gesamte Energie nun in die Knoblaucknolle zu bringen. Die Triebe sind zart und schmecken nicht so intensiv nach Knoblauch wie die Knolle und die grünen Blätter darum – die können ganz schön scharf sein, und sind es auch noch eine Stunde später, wenn man Wasser trinkt, kommt die volle Schärfe noch einmal zur Geltung. Die jungen, gezogenen Triebe kann man in Essig, Salz, Zucker und ein Wasser einlegen.,

Eier

Einkaufen auf dem Zentralmarkt. Geräuschkulisse von hunderten Menschen. Die Produktauswahl ist nun ein wenig grösser und die Waren werden billiger. Ein Eier-Beispiel: Im April noch kosteten zehn Stück der grossen Hendleier von der hiesigen Hendlfarm zehn Rubel, nun liegen sie bei acht Rubel, die kleineren sogar bei sieben Rubel. Ich kaufe zwanzig Stück von den grossen, und auch zehn Stück von den Wachteleier. Ein Kilo von den geschlachteten Wachteln kostet im übrigen 128 Rubel.

Krautsetzen mit Anatol

Anatol setzt elf Krautsetzlinge im Abstand von etwa 40cm, mit einem Holzpflock bohrt er Löcher in den Boden, zuvor hat er mit dem Spaten die Erde umgedreht. Bevor er die Setzlinge vorsichtig mit wenig Erde bedeckt, giesst er die Pflänzchen ein – das Wasser nimmt er aus einer im Erdboden vergrabenen Tonne. Dann bedeckt er das Erdreich rund um die Setzlinge mit Kokosrindenmull, den er von einem Nachbar abgekauft hat. Für einen Sack Mulch hat er drei Rubel bezahlt. Der Mulch soll die Feuchtigkeit halten und auch verhindern, das bei Wärme die Erde aufbricht und noch mehr Feuchtigkeit verliert.

Am Markt

kleine Gurken, verschiedene Sorten (glatt oder pustelige Oberfläche) 24-35 Rubel/Kilo – noch sehr teuer mit umgerechneten 1.80-2,50 Eurer…kommen aus wärmeren Gefilden und sind auch noch nicht so gut wie die hiesigen Saisongurken, die bald nur noch 8 Rubel/Kilo kosten werden.

Gurken bei Anatol

Heute pflanzen wir Gurken. Anatol hat dafür eine Hybridsorte gekauft. Gurkenziehen sei nicht so leicht, sagt er. Mit dem Masswinkel (ein selbstgebautes Instrument, um die Beete einzuteilen) beschreibt Anatol das künftige  Gurkenfeld – eine Bahn für die Saat, die andere für den Weg. Die Gurken werden Platz brauchen. Der Boden muss zwei  Wochen zuvor mit der Stechgabel 25 cm tief eingestochen und umgedreht werden, der Boden braucht seine Zeit, um sich zu. Das letztmögliche Datum der Aussaat ist der 18. April. Das hat  Anatols Vater schon so gemacht, und das macht auch er so. Gurken selber ziehen sei schwer. Die Saat muss zwei Jahre  lang liegen, bevor sie in den Boden kann, deswegen kauft Anatol ausnahmsweise die Saat. [Laut Web steigert sich die Qualität der Gurken, wenn das Saatgut mindestens drei Jahre alt ist, ab sechs Jahren Lagerung sind sie allerdings nicht mehr keimfähig.]